Grußwort des Bürgermeisters

50 Jahre Städtepartnerschaft ANTONY – Berlin Reinickendorf

Grußwort des Bürgermeisters von Antony Monsieur Sénant

  • Sehr geehrter Bürgermeister von Berlin-Reinickendorf, lieber
    Frank Balzer,
  • Sehr geehrter Hinrich Lühmann, Vorsitzender der BVV,
  • Sehr geehrter Torsten Hauschild, Bezirksverordneter und Beauf-
    tragter für internationale Beziehungen,
  • Sehr geehrte Mitglieder der BVV,
  • Sehr geehrter Herbert Lompe, Präsident des Vereins für die Förderung der deutsch-französischen Beziehungen in
    Reinickendorf,
  • Liebe Freunde der Städtepartnerschaft

Mit einer gewissen inneren Bewegung bin ich heute in Reinickendorf. Dabei geht es nicht nur um den 50. Jahrestag unserer Städtepart-nerschaft, sondern auch um den Dezember 1991. Wie sich einige von uns erinnern, waren wir damals an einem eiskalten Dezembertag hier in Berlin. Herzlich wurden wir damals – wie heute-

zum 25. Jahrestag empfangen. 25 Jahre sind ins Land gegangen, und unsere Städtepartnerschaft ist lebendig wie eh und je.

Das Partnerschaftsprotokoll wurde am 27. November 1966 im Rathaus Reinickendorf von den beiden Bürgermeistern, Dr. Heinz Gutsche für Reinickendorf und Georges Suant für Antony, unter-schrieben. 1963 war das Jahr der Initialzündung der deutsch-französischen Verständigung gewesen. General de Gaulle und Bun- deskanzler Adenauer hatten damals den Elysée-Vertrag unterzeich- net. Ganz im Sinne des Elysée-Vertrags haben unsere Städte ein Beziehungsgeflecht aufgebaut. Für Antony und Reinickendorf ging es darum, die Erbfeindschaft zu überwinden, die unsere beiden Länder so lange getrennt hatte. Die Vorurteile und vorgefassten Meinungen auf beiden Seiten mussten ausgeräumt werden.

1966 war die Spitzenzeit des Kalten Krieges, und Berlin war seit dem Bau der Mauer 1961 Spielball der vier Mächte. Die Städtepart-nerschaft mit Reinickendorf war sicher Teil der Unterstützung der freien Welt für West-Berlin. So konnten wir auf unserer Ebene wie Präsident Kennedy sagen: „Wir sind Berliner“. Die Stationierung französischer Truppen im Quartier Napoléon in Reinickendorf hat viel zum Aufbau persönlicher Beziehungen zwischen Franzosen und Berlinern beigetragen.

Aufbau und Stärkung der Beziehungen zwischen den Einwohnern beider Städte war die Zielsetzung der beiden Gründerbürger-meister. Am 22. Oktober 1967 erklärte Dr. Schäfer, Stellvertreter des Bürgermeisters von Reinickendorf, in Antony: „Ich wünsche mir, dass alle Schichten der Bevölkerung, vor allem die Jugend, in den Austausch einbezogen werden. Nur so können wir uns besser kennenlernen und schätzen.“

Und der damalige Bürgermeister von Antony, Georges Suant, antwortete, indem er auf den Fuchs von Reinickendorf und auf den kleinen Prinzen von Saint-Exupéry anspielte: „Wir müssen uns gegenseitig zähmen, indem wir Netzwerke aufbauen. Der Fuchs kann uns dabei helfen, uns zu verstehen und im Laufe der Zeit die Geheimnisse und Freuden einer brüderlichen Freundschaft zu ent- decken.“

50 Jahre später besteht wohl kein Zweifel mehr, dass wir die Ziele unserer Vorgänger erreicht haben. Wir haben uns nicht nur gezähmt, sondern sehr angenähert. Die Austausche wurden im Laufe der Jahre zwischen beiden Städten, zwischen den Bürgern vervielfacht, und so entstanden echte und dauerhafte Freund- schaften.

Die Beziehungen zwischen den beiden Stadtverwaltungen wurden ab den 80ziger Jahren ausgebaut. Im Rahmen der 25 Jahre Partnerschaft – davon habe ich eben gesprochen – wurde ein Höhepunkt erreicht, als Detlef Dzembritzki, damals Bürgermeister von Reinickendorf, unserem Bürgermeister Patrick Devedjan, den wunderbaren Fuchs überreichte, der heute auf dem Reinickendorf- Platz steht und von den Kindern bestaunt wird. Im Rahmen der 35 Jahre wurde dann in Berlin der Antony-Platz eingeweiht. Wir freuen uns immer, wenn wir anlässlich des Käse-und Weinmarktes in Antony die Delegation aus Berlin empfangen dürfen.

Mit großem Interesse unterstütze ich die letzten Initiativen des Erfahrungsaustausches der Mandatsträger und der städtischen Beamten unserer Städte. Dabei geht es um Fragen und Probleme, die sich für Reinickendorf und Antony stellen. Wo sind die besseren Lösungen?

Besondere Bedeutung kommt dem Austausch unserer Bürger zu. Erinnern wir hier an den Schüleraustausch auf Initiative von Christine Paulisch (Romain-Rolland-Gymnasium) und Anne Eichner (Lycée Descartes), an die Praktika der jungen Deutschen in den Betrieben von Antony in den 90ziger Jahren.

Dazu beteiligen sich regelmäßig die Sportler am Halbmarathon in Reinickendorf und Antony. Erwähnt werden müssen die vielen Treffen der verschiedenen Sportvereine – darunter vor allem der Fußballvereine – und ich erinnere mich in meiner Jugend, als ich selbst noch sportlich war, einen Austausch mit dem Leichtathletik-verein Tegeler Forst organisiert zu haben.

Künstler und Musiker haben oft den Weg nach Antony und nach Reinickendorf gefunden – für Ausstellungen und Konzerte. So war am 14. November der Choeur d’Antony in Frohnau, und vor rund drei Wochen war die Frohnauer Kantorei in Antony: beide Chöre sangen zusammen Werke von Brahms und Mendelssohn.

Wir müssen uns also weiter begegnen, wir müssen also noch mehr als bisher miteinander diskutieren.

Ich möchte heute noch einmal ausdrücklich hervorheben, wie sehr mich Ihre Solidarität mit uns nach den Terrorattentaten in Paris am 7. Januar und am 13. November 2015 berührt hat. Gerade in solchen dramatischen Augenblicken lernt man echte Freunde schätzen.

Ich darf mich noch einmal herzlich bei Ihnen bedanken.

Unsere Partnerschaft ist erst 50 jahre alt. Sie blüht und gedeiht.

Es heißt „Weitermachen!“